Die Wanderung durch die Elbtalaue vom 07.08-11.08.2005

 

Am Sonntagmorgen um viertel vor zehn war Treffpunkt. Es regnete kleine Bauernjungs vom Himmel und unser “Probepacken” erschien unrealistisch bei der riesigen Menge an Gepäck, Zelten und Schlafsäcken, die sich dort beim Pendlerparkplatz türmten. Das sollten wir alles in meinen, jetzt winzig erscheinenden Citroen Xantia Kombi bekommen? Thomas unser genialer Packmeister und Cateringzauberer löste dieses Problem im Handumdrehen.

Um viertel vor Elf ging es denn endlich los: Wir stiegen in den Zug nach Hamburg. Für einige Teilnehmer war dies die erste Zugfahrt in Ihrem Leben, aber alle Hunde haben das ganz tapfer gemeistert. Nach zweimal umsteigen kamen wir ( sieben gut gelaunte Menschen und sechs Hunde) bei strahlendem Sonnenschein in Ratzeburg an. Dort erwarteten uns schon Thomas und Astrid mit Elliott.

Zusammen ging es dann über das “Raceburg Wylag” , einen wunderschönen mittelalterlichen Markt, direkt am Ratzeburger See. Wir entdeckten merkwürdige Tiere, komisch gekleidete Menschen, viele Gerüche und Geschmacksrichtungen.

Nach einer weiteren Bahnfahrt kamen wir in Büchen an um von dort zum Campingplatz nach Basedow ( Lanzer See) zu laufen. Die acht Kilometer ging es am Elbe-Lübeck-Kanal entlang und unsere Hunde konnten sooft sie wollten in den Kanal springen und baden und neben uns her schwimmen. Wir konnten die wunderschöne Natur genießen und stellten fest, dass Regenklamotten nur nerven, da es gar nicht regnete.

Nach der zweiten( !) Brücke kamen wir an.

Der Campingplatzbetreiber vom Campingplatz Lanzer See hatte uns die allerschönste Ecke gegeben. Direkt neben dem Kanal und direkt neben dem Lanzer See. Ein Super Campingplatz! Schöne gepflegte Sanitäranlagen, heisses Wasser zum Abwaschen, kleine Hütten zum Sitzen, nette Menschen, schön gelegen. Dort werden wir gerne noch einmal hinkommen !

Nachts mussten unsere Hunde öfter mal ihre Meinung zu Geräuschen auf dem Campingplatz kundtun und etwas herumwuffen. Auch das war für viele eine Premiere. Dementsprechend kamen wir am Montagmorgen aus unseren Zelten gekrochen... Zelte abbauen , Linus vor Bollerwagen spannen und bei trockenem (!) Wetter gutgelaunt aufbrechen. Schön am Kanal lang in Richtung Lauenburg. Dort haben wir denn die Palmschleuse, das ist die älteste Schleuse Europas angeschaut. Leider gab es keine Infotafel oder so.

Weils so nett war haben wir denn noch eine Rundtour durch Lauenburg gedreht. Immer wechselnde Anspannung vor dem Bollerwagen. Leica, Elliott und Linus die drei konnten selbst schwierigstesTerrain, Holpergassen, starkes Gefälle, enge Windungen, Bordsteinkanten fahren. Wirklich wie Profis obwohl Elliott tatsächlich zum ersten Mal in seinem Leben eingespannt war. Er kannte schon Packtaschen und stolzierte, wenn er nicht eingespannt war mit seinem “eigenen” Rucksack umher. Bollerwagenziehen war für ihn nur eine Fortsetzung von: “Oh, Frauchen freut sich, wenn ich etwas neues lerne”. Dieser Hund hat auch das sagenhafte Talent, sobald eine kurze Pause gemacht wird, sofort, aber sofort zusammenzubrechen und zu schlafen. Das zeigen einige Bilder im Album auch sehr gut.

Gegen acht kamen wir auf unserem nächstem Campingplatz an: Bullerby in Bullendorf. Ausser einem alten Baumbestand hat dieser Platz nichts, aber auch gar nichts reizvolles: Eine einzige Dusche für Männlein und Weiblein für den ganzen Platz, kein Toilettenpapier, Anfrage nach Toilettenpapier kostet extra( auch wenn es danach kein Toilettenpapier gibt), nur mit Kaltwasser abwaschen, Abzockermentaltität vom allerfeinsten.

Mit der Beschreibung auf der Internetseite hatte dieser Platz wenig gemein. Einstimmig haben wir diesen Platz auf die absolute Negativliste gesetzt. Dazu kam denn auch noch ein heftiger Regen in der Nacht und am nächsten Morgen-Es konnte nur besser werden!. Das Wetter wurde besser, als wir anspannten und losgingen. Hübsch am Elbdeich lang durch eine total schöne und vielfältige Natur. Wir sahen Störche, Kraniche, Reiher, Rehe und haufenweise Blumen und Gräser, die wir noch nie gesehen hatten.

Jetzt hatten auch Gesha und Jazz die Möglichkeit mal Ihre Zughundqualitäten unter Beweis zu stellen. Gesha kannte schon Reifenziehen und fand das reicht, aber wenn ihr Dosenkatzenfutter in Aussicht gestellt wird, zieht sie auch gelassen und entspannt den Bollerwagen. Jazz die kleine Golden Retriever Hündin kannte diesen Sport noch gar nicht und war so überrascht darüber, was sie alles kann, daß ganz spontan die Rute hochging und anfing zu wedeln. Das Ziehen hat Ihr echt von Anfang an Spaß gemacht, aber wir wollten es nicht übertreiben und so löste sie Leica und Linus nur kurz ab. Elliott und Frauchen mussten leider am Montag abend abreisen, da private Termine anstanden.

Nach ganz vielen Pausen kamen wir dann auf dem Campingplatz Hein in Radegast an. Wir waren begeistert! Super Sanitäranlagen mit Musikbeschallung und Blümchen, alles sehr gepflegt, toller Platz, sehr heimelige Stimmung, sehr nette und bemühte Betreiber, eine gemütliche, überdachte Sitzgelegenheit, sogar mit Glas als Windschutz ringsherum, sogar einen Trockner hatte es hier. Hier hätten wir richtig lange bleiben können.

Leider mussten wir am Mittwoch schon um sechs Uhr Morgens aufbrechen, damit wir um viertel nach acht unseren Dampfer in Bleckede erwischen und zwischen Radegast und Bleckede liegen acht Kilometer Fußmarsch. Marsch ist nicht das richtige Wort. Immer wenn wir auf die Uhr schauten und mit den Kilometerschildern abglichen stellten wir fest, dass wir so richtig knapp in der Zeit waren, also ist Sprint eher das richtige Wort. Wir rasten also in einem Affenzahn die Strecke und das ohne Kaffee und Frühstück. Weia! Wenn wir richtig einen Zahn zulegen wollten spannten wir Linus, die alte Dampfmaschine ein und passten uns seinem Tempo an. Zehn nach acht kamen wir dann völlig durchgeschwitzt und allesamt mit hängenden Zungen beim Bleckeder Löwen, unserem Dampfer, an. Dort wurden wir freundlich aufgenommen und unentwegt schmierte man Brötchen und kochte Kaffee für uns entkräfteten Sprinter. Rührend, wie immer wieder Brötchen nachgereicht wurden. Eine ganz nette Besatzung, ein schönes Schiff. Diese Fahrt ist sehr empfehlenswert. Von Bleckede bis Hitzacker sind es etwa drei Stunden durch den schönsten Abschnitt der Elbe überhaupt. Vom Bleckeder Löwen aus kann man hervorragend alles ganz genau beobachten und sich wirklich gut entspannen. Unsere Hunde, waren genauso platt wie wir und liessen auch die Seele baumeln. Schade, dass wir nach drei Stunden schon da waren.

Das war sowieso ein Phänomen: Nach der ersten Nacht waren unsere Hunde so ausgelastet, dass sie wirklich jede Pause genutzt haben um ein bisschen zu schlafen, so denn auch Nachts. Wir haben keine wuff-wuffs oder quitscher mehr gehört. Spielen, schwimmen, rennen, toben und ziehen macht halt nicht nur hungrig sondern auch richtig müde.

Durch die uralte und schöne Altstadt von Hitzacker ging es dann zum Archäologischen Zentrum. Wir lümmelten noch ein bisschen am Hitzacker See herum, liessen die Hunde schwimmen und spielen während wir herumalberten und quatschten. Bevor unsere”Lange Nacht im Langhaus” strolchten wir schon ein bisschen durch das Bronzezeitliche Dorf und lernten auch schon eine ganze Menge.

Um vier kam dann Andrea mit ihrer Hündin Inka und entführte uns in eine andere Zeit.

Sie zeigte uns, wie wir Messerspitzen herstellen, Feuer machen, Glut transportieren, Feuer entfachen und erhalten, Wände flechten, Korn zu Mehl mahlen, Teig herstellen, Brot backen, Bogen schiessen und im Einbaum über den Hitzacker See paddeln und herausgefallene Hunde wieder in das Boot ziehen können. In Kurven können auch wunderschöne Golden Retriever Gallionsfiguren die Balance nicht mehr halten.

Andrea erklärte uns geduldig alles über das bronzezeitliche Leben, zeigte, machte vor, brachte Beispiele, spann sogar aus Geshas Fell einen Wollfaden. Kurz es war einfach richtig toll. Am Lagerfeuer, fühlten wir uns, vom Grillfleisch , selbsgebackenem Brot und Früchtetee mit Spinnenbeinen aus dem Kupferkessel gut gesättigt, inzwischen wie wirklich Bronzezeitmenschen.

Unsere Hunde waren auch in der Bronzezeit angekommen. Sie bewegten sich im Dorf umher, als hätten Sie nie etwas anderes getan. Völlig entspannt daddelten Sie herum, liefen immer wieder durch das Labyrinth, lagen auf Anhöhen( deutliche Rangunterschiede wurden deutlich), streunten umher fraßen Kräuter, sprangen wie ein Frosch auf Seerosenfelder und merkten, dass Seerosen keine grüne Insel ist, die einen Hund trägt.

Die Nacht war klasse. Alle Hunde rollten sich spontan bei Frauchen bzw. Herrchen zusammen und wir haben selten so gut geschlafen wie in diesem Lehmhaus. Optimales Klima, es zog nicht, es war genau richtig und einfach toll. Gut ausgeruht haben wir am nächsten morgen ausgiebig gefrühstückt. Als die ersten Besucher kamen haben wir unsere Sachen gepackt und haben ein bisschen wehleidig wieder den Sprung in die Neuzeit gemacht. Oh wie gerne werden wir wieder kommen das war einfach richtig schön.

In Hitzacker stiegen wir wieder in den Zug , unsere Hunde taten jetzt so, als wenn sie schon immer in Züge gestiegen sind und landeten am Donnerstag Nachmittag wohlbehalten in Stade, wo wir von unseren lieben empfangen wurden.

Fazit: Total schöne Tour, eine tolle Truppe, einige Blasen an den Füßen, viele Erfahrungen für Menschen und Hunde.

Gerne wieder!